Bombyx mori: wichtig, aber unscheinbar

Farbenfrohe Schmetterlinge sind beliebte Briefmarkenmotive.

Der bleiche, flugunfähige Maulbeer-Seidenspinner und erst recht seine Raupe zählen nicht dazu. Nur wenige Länder würdigen daher seine wirtschaftliche und kulturhistorische Bedeutung in Form von Brief­marken. Die für ihre Seidenproduktion berühmtesten Staaten (China, Japan, Frankreich und Italien) haben Bombyx mori bisher postalisch völlig ignoriert!

Die ersten der Seidenerzeugung gewidmeten Marken erschienen anlässlich eines Seidenbaukongresses 1930 im Libanon:

Im Stil einer Federzeichnung sind die typischen Stadien der Schmetterlingsentwicklung, Raupe, Puppe (im Kokon) und Falter dargestellt, auf den Blättern des weißen Maulbeerbaums (Morus alba), der namengebenden Futterpflanze.

Die Darstellung vermittelt ungeschönt einen Eindruck der tatsächlichen Zuchtbedingungen.

Auch Afghanistan widmet dem Seidenbau 1963 einen halben Brief­markensatz (die zweite Hälfte würdigt den anderen tierischen Faser­produzenten, das Schaf).

Motivbestimmend sind auch in diesem Fall die drei markanten Entwicklungsstadien, hier auf der intakten Futterpflanze:

Allerdings sind dabei die Lebensumstände des durch die langjährige Zucht stark degenerierten Haustiers beschönigend dargestellt:

Die völlig auf den Menschen angewiesene Zuchtform kann als Falter weder fliegen noch als frisch geschlüpfte Raupe unzerschnittene Blätter fressen. Das können nur noch die frei lebenden Verwandten, so auch Theophila mandarina, die erst Anfang des 20. Jahrhunderts als Stamm­mutter von Bombyx mori erkannt wurde, und jetzt korrekt Bombyx mori mandarina genannt werden muss.